Studienfahrt Auschwitz 2014

„Vielleicht haben wir mit diesem Treffen nicht die Welt verändert,
aber bestimmt haben wir uns selbst verändert.“

– Bericht zur Auschwitzfahrt 2014 

Im November 2014 nahmen wir – Adrian Birnbach, Barbara Kühn, Katharina Lehnhof, Laura Strauf und Raphael Wahl, alle SchülerInnen des 10er-Jahrgangs – an der Studienfahrt der UNESCO zum Vernichtungslager Auschwitz teil. 

Unsere aufregende Reise begann in Dillingen an der Sporthalle West. Ohne Lehrer unserer Schule, fuhren wir mit anderen Teilnehmern weiter nach Völklingen und St. Ingbert, um dort die anderen Teilnehmer aus dem Saarland abzuholen. Es dauerte nicht lange, da kam man schon ins Gespräch über Erwartungen und Ängste. Wir fuhren bei Nacht und waren ca. 15 Stunden unterwegs, bis wir unser Ziel Oswiecim (der polnische Name von Auschwitz) erreicht hatten. Schon während der Fahrt freundete sich die Gruppe an. Die ganze Woche über haben wir im Begegnungshaus in Oswiecim gewohnt. Als wir dort müde und erschöpft ankamen, gingen wir in unser Blockhaus, in dem unsere Zimmer waren. Als wir die gemütlichen Zimmer belegt hatten und uns mit einem Mittagessen gestärkt hatten, gingen wir uns die Stadt anschauen. Abends trafen wir uns zu einer gemeinsamen Auswertungsrunde und um den nächsten Tag zu besprechen. 

Am nächsten Tag fuhren wir in das Stammlager Auschwitz I. Unser Guide führte uns durch die einzelnen Baracken des nationalsozialistischen Konzentrationslagers (KZ) und durch die Gaskammern. Sie erzählte uns die Geschehnisse und Situationen im KZ und beantwortete geduldig unsere Fragen. In dem Stammlager sahen wir viele Ausstellungen wie zum Beispiel die über ermordete Sinti und Roma, über 40.000 Schuhe, Haare, Kleider, Koffer und viele Bilder von den Menschen, die dort und in Birkenau umgebracht wurden. All diese Gegenstände haben uns an diesem Tag deutlich spüren lassen, was vor 70 Jahren dort geschah. 

Am nächsten Tag besuchten wir das KZ Auschwitz-Birkenau II. An diesem Tag war es sehr nebelig und kalt und die Größe dieses Lagers bedrückte uns. In Birkenau standen damals Hunderte Baracken, heute stehen davon nur noch ungefähr 30 Stück und die Ruinen der vielen Gaskammern. Wir gingen in einzelne Baracken hinein und schauten uns auch die Kinderbaracke an, die uns sehr schockierte. Auch das Selektionshaus, das mit vielen Bildern von inhaftierten und ermordeten Juden versehen war, schauten wir uns an. Am Abend hatten wir das große Glück, mit einem Zeitzeugen zu sprechen. Ignacy Arthur Krasnokucki, der heute 89 Jahre ist, erzählte uns seine Geschichte. Seine Familie bestand aus fünf Personen. Seine Brüder schlossen sich der Russischen Armee an. Mit 14 Jahren kamen er und seine Eltern in das Ghetto von Lódz. Er erzählte uns, dass sein Vater eines Tages spurlos im Ghetto verschwand und er bis heute noch nicht wisse, was mit ihm geschah. Da Herr Krasnokucki sich im Ghetto als Elektriker ausbilden ließ, war dieser Beruf ihm auf seinem weiteren Lebensweg hilfreich, um zu überleben. 

Als er 18 war, starb seine Mutter in seinen Armen während einer Hungersnot. 1944 wurde er mit drei weiteren Freunden in ein Arbeitslager deportiert. Er erzählte die Ereignisse im Arbeitslager, die Situationen und furchtbaren Erlebnisse, die ihm heute noch Alpträume verschaffen. Als der Krieg sich dem Ende neigte, wurde er mit zwei weiteren Kollegen und vielen anderen auf einen Todesmarsch geschickt. Ein Kollege flüchtete und wurde ermordet. Auch Herr Krasnokucki flüchtete mit seinem Kollegen und wurde anschließend von  amerikanischen Soldaten aufgenommen. Sein Kollege verstarb an einer Vergiftung, die er sich durch den Verzehr eines faulen Stücks Fleisch zugezogen hatte. Seine Geschichte rührte uns alle sehr und war für die meisten von uns der Höhepunkt der Fahrt. Als wir ihm Fragen stellen durften und er bei einer Frage als Antwort „Die Zeit heilt alle Wunden“ gab, bewunderten wir ihn sehr. Heute denken wir noch sehr oft an ihn. Er hat uns mit seiner Erzählung über sein Leben viel beigebracht. 

An zwei Tagen fuhren wir wieder nach Birkenau, um die Gedenkstätte als Zeichen unserer Solidarität zu pflegen; Archivarbeiten in der Bücherei und der Film „Schindlers Liste“ gehörten zum Programm. Natürlich bekamen wir auch wieder Zeit zur Verfügung gestellt, die einzelnen Lager mit den vielen Ausstellungen besichtigen zugehen. Hier beeindruckte uns die Ausstellung über das Schicksal jüdischer Familien im Dritten Reich mit vielen Videos von singenden Kindern vor dem Krieg und deren Situationen im Krieg. Donnerstags machten wir eine Tagesfahrt in die Großstadt Krakau, wo wir eine Stadtrundführung durch das Jüdische Viertel machten. Hier hatten wir auch jede Menge Zeit essen zu gehen oder Einkäufe zu tätigen. Freitags machten wir uns leider wieder auf die Heimreise und verabschiedeten uns mit Rosen in den jeweiligen Konzentrationslagern.

Uns allen hat diese Fahrt sehr gut gefallen. Wir haben viele Erfahrungen und Eindrücke gesammelt, die wir unser ganzes Leben lang nicht mehr vergessen werden. Wir möchten auch jede Schülerin und jeden Schüler darauf aufmerksam machen, dass dieses Thema Sensibilität braucht, um viel Unrecht auf der Welt vermeiden zu können.

„Vielleicht haben wir mit diesem Treffen nicht die Welt verändert, aber bestimmt haben wir uns selbst verändert.“

(Zitat aus einer Ausstellung in Auschwitz.)

 

von: Adrian Birnbach, Barbara Kühn, Katharina Lehnhof, Laura Strauf und Raphael Wahl